04. Jul 2019
Ein kleiner Moment, der Leben rettet! Abiturientin Liu Alemao organisiert Typisierungsaktion am BKAE.
Der Aufwand ist gering, die Wirkung unter Umständen nicht zu ermessen:
Nur drei Wattestäbchen, ein Formular und etwa fünf Minuten Zeit braucht
es, um sich als möglicher Stammzellenspender registrieren zu lassen,
doch diese fünf Minuten können im Zweifel Leben retten. Am Berufskolleg
am Eichholz hat unter dem Motto „Dein Typ ist gefragt“ eine
Typisierungsaktion der DKMS stattgefunden. Zahlreiche Schülerinnen und
Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer gaben eine Probe ab, um ihre
Gewebemerkmale bei der DKMS bestimmen und sich in die Spenderkartei
eintragen zu lassen. Initiiert wurde die Veranstaltung Liu Alemao mit
Unterstützung einiger Mitschülerinnen und Mitschüler.
Jeder Mensch, der sich als Stammzellspender registrieren lässt, bedeute
neue Hoffnung für alle Blutkrebspatienten. „Während meines
Krankenhausaufenthaltes habe ich gesehen, mit wieviel Hoffnung die
Patienten der Knochenmarkspender entgegensehen“, sagt Liu Alemao. Die
Abiturientin hatte zu Beginn der Klasse 11 selbst die Diagnose Blutkrebs
erhalten und musste schließlich ein Jahr aussetzen, um die Krankheit zu
besiegen. Sie konnte jetzt ihr Abitur nachholen. Sollte der Krebs
erneut ausbrechen, bliebe auch für sie dann als letzte Möglichkeit nur
noch eine Knochenmarkspende.
Aus dieser eigenen Erfahrung heraus war es ihr elementar wichtig, eine
Typisierungsaktion an der eigenen Schule durchzuführen. So wie sie
erhalte alle 15 Minuten ein Mensch in Deutschland die niederschmetternde
Diagnose Blutkrebs. Viele Patienten sind Kinder und Jugendliche, deren
einzige Chance auf Heilung eine Stammzellspende ist. Doch jeder zehnte
Patient findet keinen Spender. Die Wahrscheinlichkeit, einen passenden
Spender zu finden, gleiche dem sprichwörtlichen Sechser im Lotto. Genau
deshalb sei die Registrierung möglichst vieler Personen ausgesprochen
wichtig.
Junge und aktive Menschen kommen laut DKMS besonders häufig als
Stammzellspender in Frage, insofern sei eine Spendenaktion im Kontext
von Schule besonders wertvoll. „Viele haben aber Angst vor der
Knochenmarkspende und sind deshalb abgeschreckt“, sagt Melanie Pieper.
Die Ansprechpartnerin der Arbeitsgruppe „Gesund in Unterricht und Team“
am BKaE betont, dass es tatsächlich aber so sei, dass heutzutage 80
Prozent der Spenden ähnlich wie eine Blutentnahme ablaufen und dazu kein
operativer Eingriff nötig ist.
Bevor es mit der Typisierung losgeht, werden die Schülerinnen und
Schüler deshalb in einem Vortrag zum Thema Blutkrebs und Stammzellspende
umfassend informiert. Wer mindestens 17 Jahre alt ist, hat anschließend
die Möglichkeit, sich als potenzieller Stammzellspender registrieren zu
lassen. Das Angebot wird gut genutzt. Etwa 65% der Teilnehmenden
entscheiden sich an diesem Tag für die Typisierungsaktion. „Ein guter
Wert“, freut sich Pieper.
Mit dem vorgenommenen Wangenschleimhautabstrich werden anschließend im
Labor Gewebemerkmale untersucht und typisiert. Nur etwa bei höchstens
fünf von hundert potenziellen Stammzellspendern kommt es innerhalb der
nächsten zehn Jahre zu einer Stammzellspende. „Auch wer schließlich in
der Datenbank registriert ist und als potentieller Spender in einem
akuten Fall infrage kommt, habe immer noch Entscheidungsfreiheit, es
dann tatsächlich auch zu tun, so Pieper. Zu bedenken sei aber, dass von
dieser Entscheidung wohlmöglich ein Leben abhänge.