Erasmus+-Projekt: Azubis des Konditoreihandwerks in Lissabon

28. Mai 2025

Einblick in die süße Seite Europas

Austausch fördert fachliche und interkulturelle Kompetenzen

Der Umgang mit fremden Rezepten und fremden Zutaten und dann gleich die Unterstützung für ein Catering, an dem 700 Gäste teilnahmen – für die Auszubildenden im Konditorhandwerk und Schülerinnen am Berufskolleg am Eichholz ging es bei ihrem Austausch im Rahmen des EU-Programms Erasmus+ direkt voll zur Sache. Zwei Wochen lang hatten sie die Möglichkeit, wertvolle berufliche und kulturelle Erfahrungen in Lissabon zu sammeln – mit beeindruckenden Stationen im Schul- und Hotelumfeld.

Die Auszubildenden unterstützten dort die Catering-Versorgung, für die die Partnerschule Escola Profissional de Hotelaria e Turismo de Lisboa (EPHTL) verantwortlich war – eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel Organisationstalent, Flexibilität und Teamgeist erforderte. “Besonders eindrucksvoll war bei der Teilnahme am Jahreskongress des portugiesischen Hotel- und Gastronomieverbandes ADHP wie chaotisch das Vorhaben aus unserer Sicht vorbereitet worden ist”, berichten die Azubis. Das Ergebnis habe sich trotzdem sehen lassen. “Die Südländer sind da eben entspannter als wir und haben sich trotz der Ausnahmesituation immer gut gegenseitig unterstützt”, resümiert Auszubildende Sofia Metz.

Eine weitere prägende Erfahrung war das Praktikum in der Pâtisserie des Vier-Sterne-Hotels SANA Metropolitan im Zentrum von Lissabon. Auch dort wurden die Teilnehmerinnen aktiv eingebunden und konnten ihre Fertigkeiten erweitern. “Der Unterschied liegt vor allem darin, dass wir in Deutschland es gewohnt sind, die Ausbildung im laufenden Betrieb zu machen und unseren Beitrag zur Produktion zu leisten”, erläutert die angehende Konditorin Michelle Ney. In Portugal findet die Ausbildung bis auf einzelne Praxisphasen hingegen in der Schule statt. Die Bedingungen seien daher ganz anders als in einem Betrieb. “Wir müssen viel schneller Verantwortung und Selbstständigkeit zeigen.”

Neben fachlichen Eindrücken prägte vor allem die außergewöhnlich herzliche Betreuung den Aufenthalt. „Wir wurden mit offenen Armen empfangen, mit Umarmungen, Küsschen und einer Hilfsbereitschaft, die ihresgleichen sucht“, schilderte Mia Tebbe. Die portugiesischen Gastgeber organisierten nicht nur den Schul- und Hotelbesuch reibungslos, sondern halfen auch bei der Freizeitgestaltung und sogar bei der Heimreise – inklusive Taxi zum Flughafen.

Natürlich blieb der Aufanthalt nicht ohne Herausforderungen: Die sprachliche Verständigung erforderte gelegentlich Kreativität, und eine besonders ungewöhnliche Aufgabe – das Ausnehmen mehrerer Enten für das Kongresscatering – sorgte für Staunen unter den angehenden Konditorinnen. „Keine klassische Aufgabe für uns – aber eine Erfahrung, die wir nicht vergessen werden!“, hieß es schmunzelnd.

Fachlich konnten die drei jungen Frauen viele neue Impulse mitnehmen: den Umgang mit exotischen Früchten, Techniken zur Aromaoptimierung und die Zubereitung der traditionellen Pastéis de Nata – ein Highlight der portugiesischen Konditorkunst.

Für Mia Tebbe war die Reise sogar eine doppelte Premiere: zum ersten Mal im Ausland, und dann gleich mit so intensiven Eindrücken. „Es hat mir gezeigt, dass man manchmal einfach mutig sein muss, um die schönsten Momente zu erleben“, resümiert sie. „Die Arbeit und die Menschen dort waren eine unbezahlbare Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin.“

Seit rund zehn Jahren besteht der Kontakt zwischen dem Berufskolleg am Eichholz und der EPHTL bereits, bisher im Rahmen anderer Erasmus+-Projekte wie „Happy Schools“ und „Following the Footprints of the Emperors“. Dieser zweiwöchige Aufenthalt diente der fachlichen Kompetenzerweiterung im Bereich Pâtisserie, der praxisnahen Auseinandersetzung mit gastronomischen Arbeitsabläufen in Hotellerie und Catering sowie der Förderung interkultureller Kompetenzen und wird von den Organisatoren als voller Erfolg für alle Beteiligten gewertet. Erstmals wurde ein Projekt speziell für Auszubildende im Konditorenhandwerk umgesetzt, so Florian Rönick, der am BKaE die Erasmus+-Austausche organisiert. “Ziel ist es, diesen Austausch zu verstetigen und künftig auch portugiesische Schülerinnen und Schüler an die heimische Berufsschule und in Betriebe vor Ort einzuladen,” ergänzt Fachlehrerin Stefanie Rickfelder, die die Schülerinnen in den ersten drei Tagen in Lissabon begleitete.

Teilgenommen haben:
- Sofia Metz, Goldbäckerei Grote, Balve
- Michelle Ney, Konditorei & Café Spetsmann, Iserlohn
- Mia Tebbe, Coras Café, Gut Stockum, Sundern